Seit Menschen denken können fürchten sie sich vor allem Möglichen. Spinnen, Monster unter dem Bett, Einbrecher, überfälle, Weltuntergang und - man mag es kaum glauben - auch vor einer Zombie-Apokalypse. Allerdings nicht, weil dann fleischfressende, hirnlose Gesellen ohne anzuklopfen dein Wohnzimmer stürmen und dir das linke Ohr abbeissen, sondern vielmehr fürchten sich die Menschen vor dem, was mit so einer Apokalypse einhergeht: Der Untergang der Zivilisation wie wir sie kennen.
Geht man dieser Tage mal durch eine deutsche Innenstadt, setzt sich mal für eine Weile in ein Cafe, bestellt sich bei McDonalds einen Doppelwhopper (ja, ich weiss - macht aber Spass!), fährt mal mit dem Bus oder der Bahn... egal was auch immer man tut, überall begegnen einem Menschen, die sich nur und ausschliesslich mit ihrem Smartphone befassen. Ok, eine Bestellung bei der Kassiererin hinter der Fastfood-Theke bekommen die meisten gerade noch hin, aber spätestens beim Essen erfolgt dann die Königsdisziplin. Erst ein Selfie von Günther und seinem BigMac, dann verschwindet der BigMac, gesteuert, gelenkt und geschoben von nur einer Hand im Gesicht von Günther. In der anderen Hand das Smartphone, schliesslich möchte man die aktuelle Diskussion in der privaten Whatsapp-Gruppe nicht verpassen und auch auf Facebook posten die Schwachmaten der Nachbarschaft schon fleissig Kommentare zum eben veröffentlichten Selfie.
Wenn Günther ein Einzelfall wäre, ich würde diesen Beitrag nicht schreiben. Wenn Günther still in seiner Ecke sässe würde man ihn wahrscheinlich garnicht bemerken. Aber gegenüber von Günther sitzt Wilma. Wilma könnte seine Ehefrau sein. Vielleicht ist sie auch seine Affäre, seine Mutter, seine Tante oder seine Nachbarin. Vielleicht sitzen sie auch nur zufällig am gleichen Tisch. Jedenfalls scheinen die beiden sich nicht allzu viel zu sagen zu haben (was dafür sprechen könnte dass die beiden schon länger verheiratet sind...). Wilma ist, während sie sich ihre Chicken McNuggets locker mit einer Hand und ohne hinzuschauen zwischen die Kauleisten schiebt, gerade sichtlich stolz darauf, endlich Level 509 von "Bubble Witch Saga" überstanden zu haben. Günther nimmt davon keine Notiz, was man auch verstehen kann, schliesslich schreibt Hilde, die Nachbarin von oben rechts, gerade auf Facebook, dass sie gerne auch mal so angeknabbert werden würde wie Günther in seinen Burger beisst...
Zwei Tische weiter sitzt Helmut, ein Mann mittleren Alters, der sein Smartphone immer wieder hochhält und in alle Richtungen dreht. Sein verzweifelter Blick verrät, dass er momentan kein Netz zu haben scheint, während ein kleines Mädchen neben ihm eine Fitte nach der anderen aus Papas Tüte mopst und genüsslich verschlingt.
Vorne an der Theke dann ein paar junge Mädels, die sich um ein Smartphone herum versammelt haben. Ich kann nicht sehen worüber genau sie sich gerade gemeinsam so köstlich amüsieren, aber ich vermute die vier haben Günthers Beitrag auf Facebook gefunden...
Ich stelle gerade erschreckt fest, dass ich schon dran bin. Ich bestelle meine Juniortüte (natürlich nur wegen dem Spielzeug) und verlasse den Fastfood-Bunker. Auf der Strasse ein ähnliches Bild. Rechts gleich am Eingang sitzt ein junger Mann im Auto und telefoniert angeregt und wild gestigulierend, weiter hinten eine ältere Dame, die wohl offensichtlieh gerade damit beschäftigt ist, Bilder von der Umgebung zu schiessen. Auf dem Gehsteig jede Menge Menschen, die gesenkten Hauptes mit ihrem Smartphone in der Hand ihren Weg gehen - wohin auch immer.
Mir wird, je länger ich hier stehe und mich umschaue, immer mehr klar, dass ich offensichtlich langsam alt werde. Bis auf ein paar Vögel (die wohl noch nicht vernetzt sind) und die Motoren der vorbeifahrenden Autos ist kaum etwas zu hören. Alle Menschen um mich herum scheinen sich in willenlose, ziellose Gestalten verwandelt zu haben, die offensichtlich verlernt haben, sich verbal zu artikulieren.
Im Bus das gleiche Bild. Der Bus ist voll, ich bekomme keinen Sitzplatz mehr, schaue mich aber trotzdem im Bus um. Nicht einer der Fahrgäste, egal ob jung, alt, männlich, weiblich oder nicht menschlichen Ursprungs, nimmt in irgendeiner Weise Notiz von den anderen Fahrgästen. Alle sitzen oder stehen, ihr Smartphone in der Hand, mit gesenktem Kopf und schauen nur ab und zu mal kurz hoch um zu sehen wo wir gerade sind.
Nein, ich habe nichts gegen Smartphones. Ich besitze ja selbst eines. Und ich nutze es auch für viele Dinge. Heute bin ich aber trotzdem irgendwie froh darüber, es zu Hause vergessen zu haben. Und ich denke erschreckt darüber nach, ob ich noch gestern auch einer dieser Smartphone-Zombies war? Ich überlege, ob ich gestern einen Sitzplatz hatte. Ich denke angestrengt darüber nach, was ich gestern gegessen habe. Meine Haltestelle kommt. Ich drücke den Halte-Knopf.
Der Bus hält, ich steige aus. Nachdenklich bleibe ich noch eine ganze Weile an der Haltestelle stehen und schaue dem Bus nach bis er in der Ferne in einer Kurve verschwindet.
Zombie-Apokalypse?
Ich glaube wir sind schon mittendrin....
Herzlichst,
Euer Layzee
Komm zu uns nach McPomm, dort findest du noch Menschen gesenkten Hauptes ohne Telefon in der Hand, OK die hören dich vielleicht nicht mehr so gut und sehen schon schlechter aber was solls irgendwas ist doch immer :)
Aber du hast in teilen schon recht mit den Zombies, manchmal bekommt man ja was zu lachen wenn die Deppen ins straucheln kommen weil sie nicht recht schauen, aber etwas weniger lustig ist es, wenn mir wie neulich grad geschehen einer ins fahrrad läuft und ich mich gerade so noch abstützen kann.
Naja ich nutze nur nen normales Telefon, mit dem man nur Telefonieren kann, aber dafür hält der Akku auch locker 14 Tage :)
Och das Smartphone ist auch schone in tolle sache, ohne könnte ich mir auch ein Leben nicht mehr vorstellen. Aber wenn wir in der Stadt unterwegs sind oder auch sonst wo, bleibt des dingen in der Tasche. Im Bus ist es schon was anderes, wenn man alleine unterwegs ist, WLAN an und HotSpot nutzen und die Zeit überbrücken.
Sehe es aber auch immer wieder, wie verdusselt manche durch die gegen rennen und nur noch das dingen das Leben bestimmt. Bald gibt es noch ne App, dass man auf Knopfdruck automatisch anfängt zu laufen und dank G-Maps auch alle gefahren automatisch erkannt werden. Dann hast deinen Zombies.
Und Günther und Wilma reden nicht mehr, da Sie nur noch mit WhatsApp komunizieren.
Das kleine 4Zoll dingen hat mir aber auch so manches mal aus der Patsche geholfen, als ich nicht mehr weiter wusste.
SmartPhone, oder, sagen wir mal wie es in der Steinzeit genannt wurde "Handy", ist eine tolle Sache. Wenn ich Hilfe brauche oder gar Andere Hilfe brauchen, hat man die Möglichkeit dazu diese recht schnell zu organisieren.
Ich bin sehr froh das es Handy´s gibt mit den doch so zahlreichen "Apps".
Beispiel ist meine Mutter. Körperlich behindert (Pflegestufe 2!) aber sie kann noch mit dem elektrischen Rollstuhl fahren. Wenn was ist, drückt sie nur einen "Knopf" und der Rettungswagen kommt, der Hausarzt wird sowie ich auch automatisch informiert inkl. Standort und Blutdruck sowie Puls mit allem was dazu gehört. Dafür habe ich gesorgt, weil es wirklich gut ist.
Aber das ständige aufs Handy geglotze nervt.
Eine ehemalige gute Freundin war bei mir, wir saßen zu Zweit im Wohnzimmer und unterhielten uns. Da piepst das Handy und was passiert?
Ich spreche mit ihr und sie nimmt gar keine Notiz mehr davon. Ich musste sie mit meinem Handy anrufen damit sie mitkriegte, das ich neben ihr saß und ich REAL bin und die VIRTUELLE Welt nicht das Leben ist. Ich finde es sehr traurig das es soweit kam und somit zum Thema "Zwischenmenschliche Kommunikation" vermisse ich die "alte" Zeit da schon etwas.
Handy´s sind so lange gut, solange sie nicht das "Mensch-Sein" vernichtet oder so stark einschränkt.
Als Anmerkung: Meine ehemalige gute Freundin habe ich seit diesen Abend nicht mehr gesehen! Ihr scheint die VIRTUELLE Welt wohl besser zu gefallen! Aber darauf kann ich sche..... :D